BERGHEIM

Willkommen im Stadtteil von Ortenberg in der Wetterau

Die erste Glocke in Bergheim war aus Eisen
und läutete zum Gottesdienst in der Scheune.

Im Gebälk des Dachreiters, in dem unsere drei Glocken des Geläuts hängen, sind die Worte eingehauen:

„DER NAME DES HERREN IST EIN VESTES SCHLOSS –              
DER GERECHTE LAUFET DAHIN UND WIRD BESCHIRMET –             
IN DEN SPRÜCHEN SALOMONIS XVIII. CA. V. 10. JOHANN GEORG BARON –               
DER ZIMMERMEISTER VON WINDECKEN – ANNO 1723“  

Gegossene Glocken kamen in der Karolingerzeit auf und wurden in Kirchen verwendet. Kirche und Glocken sind ein Synonym, genau wie auch zwei Symbole untrennbar zur christlichen Kirche gehören: Kreuz und Orgel.

Eine Kirche bestand somit aus dem Kirchenschiff und dem Glockenturm. Eigentlich sind die Glocken das Herz des Turmes. Die Glocke ist Musik, und zwar die beliebteste und wirksamste Volksmusik. – In der Karolingerzeit wurden die Bienenkorbglocken hergestellt, dann die Tulpenform Glocke, um 1400 setzte sich die Zuckerhutglocke durch und behielt diese Form bis in 19. Jahrhundert bei.

Die Gießtechnik wurde nicht nur von den Klöstern beherrscht, sondern auch von zivilen Handwerkern übernommen. Aus Transportgründen wurden die Glocken meist in der Nähe der Kirchen gegossen. Die Arbeit verrichteten Wandergießer. Später gab es viele ansässige Glockengießerdynastien.

Entdeckt in einem Gemeindeblatt von 1956 „Aus der Vergangenheit unserer Gemeinde“, in einem Anhang eines Kirchenbuches aus dem Jahr 1724, geschrieben von dem damaligen Pfarrer der Gemeinden Gelnhaar und Bergheim, Johannes Eberhard Stölting. Darin lesen wir über die Gemeinde Bergheim:„Es dient der Nachkommenschaft kürzlich zur Nachricht, dass in der Gemeinde Heckeberkem (heute Bergheim) vom Zeitpunkt der Reformation bis heute keine Veränderung in der Religion vorgegangen, sondern es ist dieselbe jederzeit der unveränderten Augsburgischen Konfession zugetan gewesen.

In den vorigen Zeiten hat sie ihren Kirchgang in Ortenberg gehabt, woselbst auch ihre Kinder sind getauft worden, ja es sind auch ehemals die Todten eine Zeitlang dahin getragen worden. Vor ungefähr 40 Jahren aber haben sie sich einen eignen Kirchhof gemacht. Als hierauf den 7. Februar 1719 Gelnhaar mit einem eigenen Pfarrer versehen wurde, und Herr Joh. Daniel Müller als erster Evangelisch – lutherischer Pfarrer dorthin kam, so wurde demselben die Gemeinde Heckeberkem mit anvertraut.“ Und wieder waren wir überrascht, was wir noch lasen:

„ANNO 1720 HABEN SIE VON NAUHEIM EINE EISERNE GLOCKE GEBRACHT UND DER GOTTESDIENST IST IN JOH. EMRICHS BEHAUSUNG; AUF DER OBEREN BÜHNE GEHALTEN WORDEN“.

Dies dürfte unsere 1. Bergheimer Glocke gewesen sein, die sie von Nauheim gebracht haben. Unser Bild zeigt ein Pferdefuhrwerk, mit dem in früherer Zeit die Glocken transportiert wurden. Je nach Geldlage der Auftraggeber wurden starke Ochsen oder Pferde vorgespannt und in die Städte oder Dörfer gezogen. Mehrere Tage hat so eine Überführung gedauert und die Gespanne mussten unterwegs ausgewechselt werden.

Noch eine Anmerkung zu der Aussage „AUF DER OBEREN BÜHNE WURDE GOTTESTDIENST GEHALTEN“, mit der oberen Bühne ist die Heubühne oder der Heuboden gemeint.

Laut Aufzeichnungen von Heinrich Krausch und Hugo Jüngling wurde von 1718 bis 1723 (bis zum Neubau der heutigen Kirche) Gottesdienste bei Roths Kathrine und Johannes und Heinrich Emrichs Zehntscheune, später Friedrich Vonderlehr, In der Burg 1, gehalten. Hier wurde die Eiserne Glocke in der Scheune angebracht. Im 19. Jahrhundert musste für das Läuten der Glocken, damals vom Lehrer ausgeführt, von der Gemeinde, als Lohn 90 Glockensichlinge jährlich entrichtet werden. Demnach gab es 90 männliche Einwohner über 18 Jahre, die zum Zahlen verpflichtet waren.

Später läuteten die Kirchendiener/Küster und Konfirmanden die Glocken bis 1968. Während der Renovierung  1968 bekam unser Geläut einen elektrischen Antrieb und eine mechanische Taktung. Mittlerweile können die Glocken elektronisch gesteuert werden. Zwar noch nicht per App, aber zumindest können feste Termine und Zeiten langfristig programmiert werden.

Text basierend von Ursula Wenzel

Gemeinde – Report

Ausgabe 10

März – Mai 2013


Neuer Glockenstuhl und elektrisches Geläut                 Montag, 27 Januar 1969 im Kreisanzeiger

Festgottesdienst mit Dekan Metz

Renovierungsarbeiten an der Barockkirche in Bergheim abgeschlossen

Bergheim (hg.) In Bergheim fand am Samstagmittag ein Festgottesdienst statt, in dem Dekan Metz (Altenstadt) die Predigt hielt. Herr Pfarrer Glund (Ortenberg) nahm die Altarweihe vor. Nach gründlicher Renovierung und Fertigstellung kann die Kirche wieder für den Gottesdienst benutzt werde. Der Männerchor unter der Leitung von Lehrer Müller und der Gemischte Chor sangen Choräle.

Wie von Pfarrer Koch zu erfahren war, gehörte die Kirchengemeinde Bergheim bis zum Jahre 1719 zu Ortenberg, ab diesem Zeitpunkt zu Gelnhaar und erst seit 1964 zu Usenborn. Mit dem Bau der Kirche wurde im Jahre 1723 begonnen, die Weihe fand am 13. Sonntag nach Trinitatis im Jahre 1724 statt. Dies muss wohl am 06. September 1724 gewesen sein.

Bei der Kirche in Bergheim handelt es sich um eine der wenigen gut erhaltenen Bauernbarockkirchen in Oberhessen. Die Seitentür ist die im oberhessischen Raum einzige erhaltene barocke Kirchentür. Der bau wurde vermutlich von Hanauer Hofhandwerkern ausgeführt.

Der Beginn der Renovierungsarbeiten hatte sich jahrelang verzögert, da man sich über die neue Innengestaltung nicht einigen konnte. Die Gesamtkosten der Renovierung belaufen sich auf rund 90.000 bis 100.000 DM und werden zum größten teil von der Kirchenleitung in Darmstadt übernommen. Die bürgerliche Gemeinde Bergheim beteiligt sich mit fast 20.000 DM an den Arbeiten. Die etwa 520 evangelischen Christen der gemeinde brachten bei Sammlungen die Summe von 4000 DM auf.

Das Gotteshaus wurde im Inneren wieder in den alten barocken Zustand versetzt. Die Kirche erhielt einen neuen Glockenstuhl (d.h. der vorhandene wurde nur verstärkt) und ein elektrisches Geläut. Ebenfalls soll noch eine elektrische Uhr eingebaut werden.

Im Inneren wurden die Wände, Decken und alle Holzteile gestrichen. Dabei wurde – um das alte Aussehen wiederherzustellen – keine Lackfarbe verwendet. Das freundliche, helle Blau zu den weißen und beigen Tönen lässt das Innere besonders gut zur Wirkung kommen. Die Empore wurde auf die alte Länge verkürzt. Neu eingesetzt wurden die Kirchenfenster. Die Heizung wurde auf elektrische Heizung (vorher Kohle) umgestellt. Die Kirche erhielt außerdem neues Gestühl.

Der neue Altar ist von beiden Seiten zu begehen. Ein Silberschmied wurde beauftragt, Entwürfe für ein Bronzekruzifix und die Leuchter vorzulegen. Die Kirche bietet Platz für 130 Besucher, davon 40 auf der Empore.