Im Untergrund
Die Wetterau und der Vogelsberg wurden geologisch durch Vulkane geprägt. Mit 2500 km² ist das Gebiet das größte zusammenhängende Vulkangebiet Mitteleuropas. Also ein Supervulkan!
Und genau in diesem Gebiet befindet sich Bergheim.
Felsen, wie wir sie üblicherweise wahrnehmen, sind in der Gemarkung Bergheim kaum zu erkennen. Doch es gibt sie auch bei uns, nur sind die Felsen in den Jahrmillionen von anderen Gesteinen oder Materialien überlagert worden. Ein Fels als solches ist ein großer zusammenhängender Körper aus Festgestein. Die Ausläufer und Lavaströme unseres erloschenen Vulkanes sind hierfür beleghaft.
Dieses Festgestein wird im Steinbruch als Rohstoff abgebaut und zu Steinen verarbeitet. Es entstehen Produkte für unterschiedliche Verwendungen. Schotter, Splitt, Mauerbruchsteine oder Pflastersteine.
Der Basalt ist ein sehr robuster und widerstandsfähiger Stein, er ist wesentlich schwerer zu bearbeiten als Sandstein. Daher ersetzte er auch erst um die Jahrhundertwende 1900 den weichen Sandstein als Baumaterial. Vor 1900 wurde Basalt nur zum Wegebau eingesetzt. Es entwickelten sich nun einige Steinbrüche um Bergheim herum. Das Backöfchen, der Steinbruch am Gansacker oder Am Steinriegel. Da dieser Basalt aus dem Felsen gebrochen wurde gilt dieser nun als Stein.
Wesentlich bedeutender für Bergheim war vormals der Sandstein. Dieser ist „nur“ ein Gestein, das zusammengepresst wurde.
Der Sandstein war von alters her der gebräuchlichste Baustoff. Sand hat sich über den Lavaströmen abgelagert. Unter Druck entstand unser Sandstein, den wir heute noch in Bergheim vorfinden. Der Sandstein findet Verwendung bei Fundamenten und Kellerwerk. Als Sandsteinplatten als Pflaster, für Treppen und Hoftoreinfassung oder als Bodenbelag fanden das Gestein Verwendung. Aber auch als kunstvolle Futtertröge oder Pfeiler in Stallungen zur Deckenabstützung hält der Sandstein Einzug in das bäuerliche Leben.
Durch seine leichte Bearbeitbarkeit ist der Sandstein das älteste mineralische Baumaterial unserer Heimat. In der Gemarkung von Bergheim gibt es einige Stellen, an denen der Sandstein an der Erdoberfläche zu sehen ist. So zum Beispiel Am Rotenberg (Oberhalb des Anwesen Kornelia Langlitz), in der Schönau (Naturschutzgebiet unterhalb der Kläranlage in Richtung Bleichenbach) und am Riegelrain. Seit dem der Steinbruch eine neue Zufahrt erhalten hat, kann man die Sandstein-vorkommen in unserem „Grand Canyon“ bewundern.
Weitere, gebräuchliche Baustoffe aus dem Bleichetal vor 1900 sind Holz, Lehm und Stroh.
Die Bedeutung von Sandstein war immens. Er war Werkzeug in Form von Schleifsteinen in einer Schmiede oder Mahlstein in den Getreidemühlen. Über Wassergräben wurden Sandsteinplatten von 3 – 4 m Länge verlegt wurden. Brückenpfeiler, ja ganze Brücken, wie zum Beispiel unsere Stegbrücke sind aus Sandstein erbaut wurden. Heutzutage finden Marmor und Granit Verwendung als Grabsteine, vor 400 Jahren wurden diese Gedenksteine aus Sandstein gefertigt. Noch heute kann man auf unseren Friedhof, der auf das Entstehungsjahr 1683 zurück zu führen ist, drei aus Sandstein gefertigte Grabsteine sehen.
Zwei Steinbrüche für Sandstein sind in Bergheim bekannt. Einer am Riegelrain und einer in der Schönau. Viele Bergheimer waren in diesen Steinbrüchen beschäftigt, aber die schwere Arbeit und gesundheitliche Beeinträchtigungen (Staublunge) führten frühzeitig zum Tod.
Noch heute kann man in Bergheim die Bedeutung des Sandsteines als Baumaterial erkennen. Zum einen als Fundament.- oder Kellersteine aber auch für das gesamte Haus. Wie im Bleichetal 50, heute Reuling, vormals Höhl. Diese, um 1780, als Forsthaus erbautes Anwesen diente als Wohnsitz für den Forstwart (Förster/ Jäger), später als Wirtshaus, bevor es in Privatbesitz übergeht. Ein weiters Haus ist „Im Bleichtal 29“ zu finden, jetzt Anwesen Alt. Leider, oder Gott sei Dank sind hier noch die Stallungen als Sandsteinbau zu erkennen. Das Wohnhaus ist leider Gottes komplett verputzt worden. Zu großem Ansehen kam der Bergheimer Sandstein 1869. Als „Exportgut“ wurden die Steine zum Bau des Gelnhausener Bahnhofes geliefert. Die Damaligen Betreiber des Steinbruches In der Schönau, Familie Jüngling, fuhren täglich mit 3 Pferden nach Gelnhausen.
Aber noch andere Mineralien findet man in Bergheim. So wurde Sand abgebaut und zu feuerfesten Schamott verarbeitet. Der Schamott wurde hauptsächlich nach Italien exportiert. Aber auch Kaolin wurde nun hier gefördert. Dieses Mineral findet Verwendung in der Keramik. – und Porzellan-herstellung. Ab 1970 wurde in der Sandkaute an der Leberwurst keine Bergbauförderung mehr betrieben. Das Grubengelände wurde rekultiviert. Neben Sandkauten gab es auch Laimekauten und Kohlkauten. Eine Kaute ist im Hochdeutschen eine Grube.
Also Sandgrube, hier wird Sand abgebaut, in einer Kohlkaute oder Kohlegrube dann Kohle und in einer Laimekaute (Lehmgrube) wird Lehm abgebaut. Kohlegruben befanden sich Richtung Usenborn, es ist das hügelige Wiesengelände gegenüber der „Steinbach“ dem ausgegangen Ort zwischen Bergheim und Usenborn. Hier wurde im Tagebau Kohle gefördert. Eine Lehmgrube befand sich auf dem Anwesen von Dr. Wittmann/ Kalweit, Neue Schulstraße 24. Der Lehm wurde als Baumaterial und für das Töpferhandwerk verwendet.
Die Basalthöhle von Bergheim
Im Jahre 1989 wurde bei Sprengarbeiten im Steinbruch eine Basalthöhle aufgesprengt. Der damalige Betreiber ist auch heute noch die Mittelhessische Hartsteinindustrie (MHI). Den Betreibern war es zunächst nicht wichtig die Naturschutzbehörde über den Fund zu informieren. So wurden die ersten 5-6 Meter bereits zu Schotter verarbeitet. Erst ca. 1 Jahr später wurden Mitglieder der Speläologischen (lat. Höhlenkunde) Arbeitsgruppe auf den Fund aufmerksam. Im Dezember 1990 wurde dann die Höhle für 1 Jahr befristet unter Schutz gestellt. Im Laufe dieses Jahres gab es bei den Wissenschaftlern unterschiedliche Auffassungen über die Bewertung des Objektes. Während die einen es als herausragenden Fund bezeichneten, stellten die MHI nahen Experten und Gutachter keine Besonderheit fest. Es wurden Stimmen laut die besagten, dass es anderswo (z. B. auf Hawaii) ähnliche Funde gäbe. Das aber die Geologie des Vogelsberges wesentlich älter ist, fiel da unter den Tisch. Ein ungarisches Forscherteam stellte fest, dass die Höhle vor etwa 10 – 15 Millionen Jahren entstanden sein muss. Bei unserer Höhle handelt es sich um eine Primärhöhle. Der Begriff Primärhöhle wird für Höhlen verwendet die gleichzeitig mit dem ihm umgebenden Gestein entstanden sind. In Bergheim war es wohl eine Luftblase, die die flüssige Lava aus dem Vogelsberg umschloss und erstarrte. Im Gegensatz dazu sind Sekundärhöhlen später durch chemisch, mechanische Verwitterung entstanden. Mit einer Länger von ca. 55m, einer Breite von ca. 32m und einer Höhe von ca. 12 m gilt sie als größte Basalthöhle Mitteleuropas. Im Nordöstlichen Teil der Höhle soll sich ein See befunden haben. Ob dieser durch die Sprengung, durch Grundwasser oder bereits seit Jahrmillionen existiert und uralte Kleinstlebewesen enthält bleibt im Dunklen. In diesem See befindet sich, ein ca. 2 m breiter und mindestens 10 m Langer Lavatunnel. Diese Lavatunnel oder Lavaröhren werden auch als Siphon bezeichnet. Vermutlich ist wohl durch diesen Tunnel das Gas gekommen was zum entstehen der Luftblase und somit zur Höhle geführt hat.
Noch bevor ein offizielles Gutachten über die Höhle vorlag, hob das Hessische Naturschutz-ministerium unter der damaligen Leitung von Jörg Jordan (SPD) den Schutz auf und gab die Höhle zum Abbau frei. Eine dauerhafte Unterschutzstellung der Höhle hätte zum Ende des Betriebes geführt oder zumindest starke Einschränkungen nach sich gezogen. Um dies zu Verhindern wurde der Eingang zur Höhle „versehentlich“ gesprengt. Nach Erweiterung des Steinbruches Richtung Büdingen wird der alte Steinbruch durch Abraum verfüllt. Mit jedem Tag wird es unwahrscheinlicher diese Höhle je wieder betreten zu können.